11. 1. – 8. 2. 2014 Tim Trantenroth – Gegen die Wand / Rauminstallation
Während der Vorbeitung unserer Ausstellung hat der 1969 geborene Tim Trantenroth unerwartet Beistand durch die Enthüllungen des Edward Snowden erhalten. Strukturen wie die der Berliner Flughäfen oder des BND-Neubaus haben ihn schon vorher interessiert. Aber mit dem geometrisch anspruchsvollen Abhör-Kubus auf der Britischen Botschaft ist eine Qualität erreicht, die zur Ikone der öffentlichen Beobachtung taugen könnte. Für die Installation in der Galerie genügen dank der raffinierten Konstruktion dieses „Headquarters“ wenige Striche, die nicht nur die Form wiedergeben, sondern gar eine Rotation im Raum suggerieren.
Bei einer solchen formalen Transformation von Architektur sind wir nicht mehr in der Lage, eine annähernde Beschreibung des Werkes zu leisten, weil seine Wirkung ganz speziell im Erlebnis des Raumes steht. Die Perspektive ist nicht mehr eine Methode der Darstellung, sondern exklusiv das Thema selbst. Um diesen Raum ganz zu erfassen, müssen wir ihn körperlich durchschreiten und zugleich optisch durchschneiden. Beide Optionen, Schritte & Schnitte, führt Trantenroths Arbeit zu einem gültigen Extrem der räumlichen Entgrenzung.
Umgekehrt muss man solche Kunst niemals einem Sehenden erklären. So steht dieses Werk auch exemplarisch für eine Kunstrichtung, die wir intentional nennen (im Sinne einer Einheit von künstlerischer Absicht & Wirkung) und mit ambitioniert-philosophischem Anspruch verknüpft sehen. Oft sind reale Motive der Ausgangspunkt, wie eben die Weite und Struktur eines Flughafens oder die rational-dürftige Form der Überwachungsanlagen im öffentlichen Raum.
So sind die von ihm gestalteten Räume nicht „einfach“ optisch reflektiert, sondern auch emotional-ethisch intendiert. Selbst konkrete thematische Fragen müssen daher nicht aus dem Konzept ausgegrenzt sein, aber alles führt und fasst letztlich die mehr als nur formal wirksame Klammer einer immanent wie transzendent erfahrenen Idee – „in geometrischer Weise behandelt“ (Spinoza).
Ralf Bartholomäus
Eröffnung der Ausstellung: Samstag, 11. Januar 2014, 19 Uhr
Fotos: Tim Trantenroth
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