21.2. – 21.3.2015 Edith Kollath – Sinneswandel. Objekte, Installation

21.2. – 21.3.2015 Edith Kollath – Sinneswandel. Objekte, Installation

Klanginstallation: Chelsea Levental

Seit ihren unterschiedlichen Design-, Kunst- und Medien-Studien erforscht die 1977 geborene Edith Kollath eine enorme Spannweite künstlerischer Umsetzung von Bewegung, als Ausdruck von Energie und Veränderung. In ihrer Arbeit können Stoffe, die gewöhnlich etwas schützen und verbergen sollen, wehen oder fliehen. Ihre Bücher atmen gar, was mehr noch als ein Sprechen suggeriert.

Sie selbst scheint rastlos zu sein, was die Aufnahme und Verknüpfung von Ideen betrifft. Aber die Schwierigkeit ist nicht, Eindrücke zu sammeln, sondern deren Dynamik zu erhalten, die Aktivität selbst ins Werk zu bringen. Und mit der eigenen Beweglichkeit, real und mental, entsteht etwas wie ein suggestives Verständnis von Verbindungen, die wir oft intuitiv erfassen, aber nie fassbar definieren können.

Dabei fühlt sie selbst einen Zusammenhang von Intimität und Universalität: „Ich glaube, dass durch die Ausstrahlung einer Form etwas entsteht, das der menschlichen Wahrnehmung entgehen kann, sich dennoch aber zu ihr auszustrecken vermag. Diese Strahlung erfüllt den Raum…“. Sie spricht gar davon, „emotionale Zustände in Formen zu führen und zu universalisieren, Formen in eine solche Offenheit zu übersetzen, die Bedingung dafür ist, jemanden berühren zu können“ (Katalog 2013).

Dass Edith Kollath in einer Arbeit auch Bibel und Koran miteinander reden lässt, war schon 2006 konzipiert. Durch die Attentate in Paris erhielt diese Idee eine unerwartete Aktualität, die für mehr steht als nur ein friedliches Nebeneinander, nämlich ein höheres Verständnis. Es gilt in zeitgemäßen „Lektüren“, wie Martin Buber zu seiner Übertragung der Bibel erklärt, tatsächlich „unseren heutigen Situationen verantwortend standzuhalten“. Und ganz gegenwärtig schließt er in diesem Text von 1926 * an: „Meinen wir ein Buch? Wir meinen die Stimme. Meinen wir, dass man lesen lernen soll? Wir meinen, dass man hören lernen soll“. – Noch genauer: lernen wir, den Atem der Bücher zu spüren, den lebendigen.

Ralf Bartholomäus

Edith Kollath

* Martin Buber, Der Mensch von heute und die hebräische Bibel. In: Martin Buber und Franz Rosenzweig, Die Schrift und ihre Verdeutschung. Berlin 1936, S. 45.

 

Fotos: Marta Madej